06. November 2019 Kreisversammlung in Wendeburg
DRK-Geschäftsführer fordert von der Politik Unterstützung gegen den Pflegenotstand Das Rote Kreuz in Peine investierte 2019 in Katastrophenschutz und Seniorenheime – Rückgang der Fördermitglieder wurde gestoppt
Ein insgesamt positives Fazit des zu Ende gehenden Jahres zogen Präsident und Geschäftsführer des Rotkreuz-Kreisverbandes Peine, Hans-Jürgen Ossenberg und Ralf Niederreiter. Letzterer berichtete von positiven Geschäftszahlen, die es ermöglicht hätten, zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur des Katastrophenschutzes und das Sanitätswesen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) im Landkreis Peine zu tätigen und gleichzeitig die beiden Seniorenheime des Kreisverbandes in Edemissen und am Stadtpark in Peine weiter aufzuwerten. „Wir setzen das erwirtschaftete Geld in den vielen Bereichen, in denen das Rote Kreuz im Landkreis tätig ist, zum Nutzen der Menschen ein“, betonte Ralf Niederreiter.
Die Kreisversammlung fand diesmal in den Wendezeller Stuben in Wendeburg statt – Kreisverbands-Präsident Hans-Jürgen Ossenberg war mit der Beteiligung von nur 14 der insgesamt 29 DRK-Ortsvereine im Landkreis nicht zufrieden. „Wir müssen überlegen, ob wir mit der Versammlung wie in den jüngsten Jahren weiterhin in die Fläche gehen oder sie wie früher zentral in Peine ausrichten“, erklärte er. Peine sei aufgrund seiner zentralen Lage im Landkreis für viele besser zu erreichen.
In ihrem Grußwort betonte die stellvertretende Landrätin Doris Meyermann (Grüne), dass es beim Roten Kreuz viele Haupt- und Ehrenamtliche gebe, „die bereit sind, Menschen in Not zu helfen“ und bedankte sich für diese Bereitschaft. Die gedeihliche Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis und dem DRK-Rettungswesen sei längst unverzichtbar geworden. Wendeburgs Gemeindebürgermeister Gerd Albrecht (CDU) betonte, das Rote Kreuz sei seit vielen Jahrzehnten eine Marke, „die jeder kennt, der mindestens im Jugendalter ist. Fälschlicherweise wird das DRK aber oft auf Rettungs- und Sanitätsdienst, Erste Hilfe sowie Blutspenden reduziert“, obwohl es so viel mehr biete. Albrecht hob bei der Veranstaltung in Wendeburg insbesondere die vielfältigen Angebote und Kontakte des lokalen DRK-Ortsvereins um seine Vorsitzende Marlies Bratmann hervor.
Julius Schneider von der SPD berichtete in seiner Grußrede, dass er zuletzt bei einem Festival selbst vom Rotkreuz-Helfern profitiert habe: „Man hat mir meinen Fuß repariert“, so Schneider, der speziell den Sanitätern große Anerkennung aussprach: „Während alle feiern, sind sie nüchtern und helfen“, unterstrich er. Überdies betonte er: „Wo Ehrenamt stark ist, wirkt sich das positiv auf die Gesellschaft aus.“
Ehrenamtliche Mitarbeiter im Rotkreuz-Kreisverband standen auch im weiteren Verlauf der Kreisversammlung im Mittelpunkt. So wurde Erika Böhm als bisherige Vorsitzende des Ortsvereins (OV) Stederdorf verabschiedet, sie ist aber weiterhin als Beisitzerin tätig. Die vakante Stelle konnte bisher nicht neu besetzt werden. Cornelia Heidepriem wurde als neue Schatzmeisterin im OV Dungelbeck begrüßt, ebenso Sabine Hassel, die bereits seit Januar neue Schatzmeisterin im OV Wendeburg ist.
Geehrt wurden Rosemarie Thunich, die für ihre für 30-jährige Tätigkeit in der DRK-Kleiderkammer Hegelstraße die Sozialschleife des Roten Kreuzes erhielt, und Magdalena Ebers, die 1952 im Alter von 17 Jahren in den OV Wendeburg eingetreten war und seit fast unglaublichen 67 Jahren ehrenamtlich aktiv ist.
Neu vom Kreisverband eingestellt wurde mit Oliver Filges als Ehrenamtskoordinator. Der 49-Jährige kann bei Bedarf und auf deren Wunsch die DRK-Ortsvereine im Landkreis unterstützen und soll auch weiteres ehrenamtliches Engagement im Rotkreuz-Kreisverbandes begleiten.
Zu den großen Investitionen des Kreisverbandes in diesem Jahr gehörte im Februar der Kauf einer Halle samt Verwaltungstrakt am Lehmkuhlenweg 65 und der Umbau der Immobile zum neuen DRK-Katastrophenschutzzentrum mit ausreichend Platz für Gerätschaften und Fuhrpark der DRK-Bereitschaft. Dazu gehören auch der neue Einsatzleitwagen sowie der neue Gerätewagen Sanität, beide im Wert von jeweils rund 250.?000 Euro, die dem Roten Kreuz im April offiziell übergeben wurden. Wie Kreisbereitschaftsleiter Oliver Kretschmer berichtete, plant die Bereitschaft für Ende April 2020 einen Tag der offenen Tür am Lehmkuhlenweg im Südosten der Stadt Peine.
Kretschmer berichtete weiter, dass die DRK-Bereitschaft in diesem Jahr vier Neuzugänge verzeichnet hat. Nach ihrer Ausbildung wurden die vier neuen Bereitschaftsmitglieder in Wendeburg auf die sieben Grundsätze des Roten Kreuzes vereidigt. Insgesamt gehören jetzt 68 ehrenamtlich aktive Frauen und Männer zur Bereitschaft des DRK-Kreisverbandes Peine.
Der durch den Umzug frei gewordene Platz im Haus An der Simonstiftung 2 im Süden von Peine kommt dem dort ansässigen hauptamtlichen Rettungsdienst des Rotkreuz-Kreisverbandes zugute. „Unsere Rettungswache kann sich nun weiter ausbreiten“, erklärte Ralf Niederreiter. Derzeit wird – neben dem täglichen Dienst – das Gebäude renoviert.
Wie der DRK-Geschäftsführer zudem erfreut berichtete, wurde der Rückgang der Zahl fördernder Mitglieder durch zwei Werbeaktionen gestoppt. 2018 und 2019 wurden insgesamt fast 950 Neumitglieder gewonnen, so dass derzeit gut 8.000 Menschen den Kreisverband regelmäßig finanziell unterstützen. Sie tragen mit ihrem Beitrag wesentlich dazu bei, dass das Rote Kreuz in Peine seine vielfältigen Aufgaben und Angebote weiterhin verlässlich wahrnehmen beziehungsweise anbieten kann. Dass die Zahl der Fördermitglieder in den Jahren zuvor kontinuierlich gesunken war, lag an der demografischen Entwicklung der Bevölkerung.
Ein großes Problem nicht nur für den Kreisverband, sondern für alle Anbieter von Angeboten der Altenpflege sei der eklatante Fachkräftemangel, betonte Ralf Niederreiter. Der Rotkreuz-Kreisverband betreibt mit dem Seniorenzentrum Edemissen und dem Haus am Stadtpark in Peine zwei Seniorenheime, die beide im Jahresdurchschnitt zu mehr als 95 Prozent ausgelastet seien und damit deutlich über dem Durchschnitt aller Heime im Landkreis lägen (unter 90 Prozent).
Der DRK-Geschäftsführer richtete sich mit einem dringenden Denkanstoß an die Politik, damit Pflegeeinrichtungen nicht in absehbarerer Zeit die Zahl der Bewohner senken müssen, weil nicht genug Fachpersonal zur Verfügung steht. „Ich schlage vor, die Pflegefachkraftquote befristet, zunächst vielleicht für fünf Jahre, von 50 auf 40 Prozent abzusenken, damit die Anbieter in dieser Zeit neue Fachkräfte ausbilden können“, schlug er vor. „Wir haben gute Pflegehelfer, die eine vorübergehende Lücke in den Heimen durchaus schließen könnten“, ergänzte Niderreiter. Derzeit profitierten nur die Zeitarbeitsfirmen von dem Druck, dem ausnahmslos alle Träger von Pflegeeinrichtungen ausgesetzt seien.